Datum/Zeit: 20.10. 20:00 - 22:00
Veranstaltungsort: Ort siehe Text
20.10. 2022 20:00 Uhr | GHS Biologie (botanischen Garten in Herdern, Schänzlestraße 1.)
R + B: Luis E. Herrero K: Iván Piredda M: Johnny Hanoi P: ESP 2018 V: ? L: 80 min
Nach Francos Tod 1975 schien alles möglich. In Spanien herrschte Aufbruchsstimmung; die Leute holten all das nach, was in vielen westlichen Ländern bereits nach 1968 geschehen war. Die Bilder der 1980er erinnern an die Hippiebewegungen ein Jahrzehnt zuvor woanders: Gendernormen wurden abgelegt; queere Menschen durften sich wieder öffentlich zeigen; Umwelt- und Friedensbewegungen hatten großen Zulauf; es wurde experimentiert mit Substanzen, in der Kunst und beim Sex; separatistische Tendenzen konnte mensch wieder ungestraft äußern; selbstverwaltete, autonome und alternative Medien enstanden. Last but not least bedeutete die augenscheinliche Demokratisierung Spaniens die Wiederbelebung anarchosyndikalistischer Gewerkschaften, insbesondere der Confederación Nacional del Trabajo (CNT).
Was danach geschah, ist allseits bekannt. Was danach geschah, das sehen wir in Spaniens Gegenwart, welche die nur allzu sichtbaren Spuren des Franquismo trägt: Die Brutalität der Polizei; das Verbot der republikanischen Flagge, deren Zeigen mit Antiterrorgesetzen belegt wird; der Monarchismus; die Verehrung des Caudillo und seiner Grabstätte; der nach wie vor starke Zentralismus. Die „Transición“ war und ist eine Illusion, denn ohne strukturellen Wandel und Aufarbeitung kann keine Gesellschaft eine faschistische Diktatur endgültig hinter sich lassen. Wie es einer der Protagonist*innen sagt: “Hoffnungslos emotional. Schrecklich träumerisch.” Das macht die Doku El Entusiasmo nicht nur zu einem historischen, sondern einem hochaktuellen Film.
aka Filmclub und FAU
