Datum/Zeit: 18.06. 20:00 - 22:00
Veranstaltungsort: Ort siehe Text
Mo. 18.06. 20 Uhr | Sacco und Vanzetti | aka Filmclub KG II Raum 2006
Peter Millers Dokumentarfilm, der seit letztem Jahr (2017) in deutscher Übersetzung vorliegt, erzählt die Geschichte der beiden italienischen Migranten und Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die 1920 in den USA wegen Raubmordes angeklagt und – nach einem fragwürdigen, von politischen und rassistischen Vorurteilen geprägten Prozess – am 23. August 1927 in Boston hingerichtet wurden. Im Film werden Sacco und Vanzettis Gefängnisschriften mit Interviews und historischem Filmmaterial verwoben.
Die Geschichte um Sacco und Vanzetti ist weltbekannt und dabei aus mehreren Gründen interessant: Nicht nur handelte es sich um zwei Arbeiteraktivisten, die Opfer der US-amerikanischen Klassenjustiz wurden und Parallelen zu Fällen wie jenem von Mumia Abu-Jamal und Leonard Peltier aufscheinen lassen, sondern der Fall gewinnt auch deswegen an Aktualität, weil es sich um Arbeitsmigranten handelte. So schreibt Bartolomeo Vanzetti in einem Brief aus dem Gefängnis: „Warum wurden alle meine Zeugen, einfache Leute, die nur die einfache Wahrheit sagen wollten, über die Achsel schief angesehen und ausgelacht? Ihren Worten wurde nicht geglaubt, denn sie waren ja auch nur Ausländer… die Zeugenaussagen von Menschen sind glaubhaft – aber von Ausländern… bah!“ Doch es gibt noch einen weiteren entscheidenden Punkt: Die für heutige Verhältnisse schier unglaubliche und strömungsübergreifende linke Solidarität: In der Weimarer Republik waren die Proteste für Sacco und Vanzetti eine der seltenen gemeinsamen Aktionen von Kommunist*innen, Anarchist*innen und Syndikalist*innen – gemeinsam konnten sie 100.000 Menschen in Berlin mobilisieren. Die größten Demonstrationen für Sacco und Vanzetti fanden in Frankreich und im bereits faschistischen Italien statt. 24-stündige Generalstreiks gab es u.a. in New York, in Montevideo und in zahlreichen Städten Süd- und Mittelamerikas. Die globalen Unruhen angesichts der empfundenen (und tatsächlichen) Ungerechtigkeit ließen selbst die Aktienkurse fallen.
Und so zeigt uns der Fall „Sacco und Vanzetti“ auch ein eindrückliches Beispiel von internationaler Solidarität.