Die FAU Freiburg demonstriert für die Rechte von Textilarbeiterinnen aus Mynamar vor Bekleidungsläden in Freiburg
Die Forderungen der Näher*innen wurden an die Filialleitungen von H&M und New Yorker in Freiburg übergeben
„H&M und New Yorker müssen Verantwortung für den Gesundheitsschutz der Näher*innen in den Fabriken übernehmen. Wir sind heute hier, um Druck auf die Bekleidunsmarken aufzubauen“ sagt Lisa Bauer, Sprecherin der FAU Freiburg. In mehreren deutschen Städten, darunter Kassel, Göttingen, Hamburg, Leipzig und Berlin, fanden anlässlich des 8. März, dem internationalen feministischen Kampftag, Aktionen der Basisgewerkschaft FAU statt. In einer international koordinierten Aktion mit der Gewerkschaft FGWM in Myanmar wurde für bessere Arbeitsbedingungen in den Textilfabriken in Myanmar demonstriert. Ein großer Teil der Arbeiter*innen dort sind Frauen.
Am Samstag wurden in Freiburg und weiteren deutschen Städten die Forderungen der Textilarbeiterinnen aus Myanmar an die Fillialleitungen von H&M und New Yorker übergeben. Damit wurden die Unternehmen an ihre Verantwortung entlang der Lieferkette erinnert.
Die Aktion verlief friedlich. Die Veranstalter*innen sprachen von 25 Teilnehmenden.
Hier geht es zur Spendenaktion
In Myanmar wurden die Forderungen durch Gewerkschaflerinnen der FGWM an die Fabrikbesitzer übergeben, die als Vertragspartner von H&M, New Yorker, Vero moda, Hunkemöller und anderen die Standards zur Sicherung der Gesundheit am Arbeitsplatz umsetzen müssen.
In den Textilfabriken, die für H&M, New Yorker, Zara, Hunkemöller oder Vero Moda produzieren werden grundlegende Standards für Hygiene und Arbeitsschutz missachtet. Seife steht oft nicht zur Verfügung und die santiären Anlagen sind im schlechten Zustand. Das geht auf Kosten der Gesundheit der Näher*innen. „Die Gewerkschaft FGWM hat uns berichtet, dass es auf Grund der schlechten Arbeitsbedingungen bereits zu Fehlgeburten kam“, so Lisa Bauer.
Die Arbeiter*innen müssen hohe Produktionsziele einhalten und das bei wenigen Pausen. Die Näher*innen fordern Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlte Freistellung bei Periode bedingten Schmerzen und Schwangerschaft. Die ohnehin niedrigen Löhne reichen nun aufgrund der Inflation nicht mehr für grundlegende Dinge: Die Arbeiterinnen fordern daher die Übernahme der Kosten für Binden und Tampons durch die Arbeitgeber.
Seit 2021 herrscht in Mynmar eine Militiärdiktatur. Die demokratisch gewählte Regierung ist im Exil. Die Junta geht mit brutaler Gewalt gegen die Bevölkerung vor, die sich der Diktatur widersetzt. Aufgrund des Krieges steigen die Preise. Durch die Inflation ist der Preis für Menstruationsprodukte (Binden, Tampons etc.) um ein Vierfaches gestiegen, sodass sich die Arbeiter*innen, diese nicht mehr leisten können. Einige sind daher dazu übergegangen, aus Stoffresten ihre eigenen Binden zu nähen. Diese Notlösung führt immer wieder zu Infektionen.
Die Näher*innen fordern daher neben ausreichenden Pausen und angemessenen Sanitäranlangen auch die Bereitstellung von Menstruationsprodukten am Arbeitsplatz und eine bezahlte Freistellung bei Menstruationsbeschwerden. Forderungen, die weltweit relevant sind. Südkorea, Taiwan und Sambia machen es vor und haben bereits Formen eines Rechts auf Freistellung während der Menstruation umgesetzt. Und auch Spanien hat erst kürzlich, im Jahr 2023, eine ähnliche Regelung eingeführt. In der Stadt Freiburg in der Schweiz ist ein entsprechender Entwurf derzeit in Diskussion für die städtischen Angestellten.
Hintergrund:
Erfahrungen & Perspektiven feministisch-syndikalistischer Solidarität entlang der globalen Textil-Lieferkette
26. März | 19:00 Uhr | SUSI-Bewohner*innentreff (Vaubanallee 2)
Seit dem Jahr 2021 kämpfen Menschen in Myanmar gegen eine faschistische Militärdiktatur. Von Anfang an ist unsere befreundete Gewerkschaft – die Federation of General Workers Myanmar (FGWM) – am Civil Disobedience Movement, der Widerstandsbewegung, beteiligt.
Myanmar ist ein Produktionsstandort der globalen Textilindustrie. Marken wie H&M, VERO MODA oder ZARA lassen in dem südostasiatischen Land produzieren. Die hygienischen Bedingungen in den Fabriken sind skandalös. Streiks werden mit Hilfe des Militärs bekämpft. Die große Mehrheit der Textilarbeiter*innen sind Frauen.
Helene und Mo, Kolleg*innen der FAU Hamburg sind seit Jahren mit der FGWM in Kontakt und koordinieren mit ihnen immer wieder gemeinsame Projekte – aktuell zur kostenlosen Verfügungstellung von Menstruationsprodukten in den Nähfabriken. Sie werden uns einen Überblick über die politische Situation in Myanmar zwischen Unterdrückung und Widerstand geben. Anschaulich werden sie über den Kampf der Menschen gegen die Junta berichten und welche Möglichkeiten es gibt, diesen Kampf zu unterstützen.
Helene und Mo werden einen Einblick in die Arbeit der International Confederation of Labour (ICL), dem globalen Zusammenschluss revolutionärer Basisgewerkschaften, geben und die aktuelle Spendenaktion vorstellen. Anschließend wollen wir gemeinsam über Perspektiven gemeinsamer Kämpfe mit den Genoss*innen in Asien ins Gespräch kommen.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Materialien