Lohndumping in der Gastronomie!

Zur Berichterstattung „Lohndumping in der Gastronomie?“ in der Badischen Zeitung am 15.08.2019

Neben der NGG hat auch die FAU (Freie Arbeiter*innen Union) Freiburg bei ihrer Kampagne „Lohn oder Hohn? – Über Arbeit in der Gastro reden…“ in den letzten Jahre erhebliche Missstände in der Freiburger Gastronomie festgestellt.

„Die Erfahrung der FAU in den letzten Jahren zeigt, das die Unwissenheit gerade migrantischer Arbeiter*innen bezüglich ihrer Arbeitnehmerrechte immer wieder ausgenutzt wird“, so das Pressesssekretariat der FAU Freiburg.

Nach der Erhebung der FAU aus dem Jahr 2018 zahlen fast ein Viertel der Freiburger Gastronomiebetriebe lediglich den Mindestlohn oder sogar weniger. 40 Prozent der Betriebe zahlen um die 9€/Std, der Rest lediglich um die 10€/Std. Darüber hinaus berichten Arbeiter*innen über viele weiteren Missstände, so etwa das in einem Restaurant die Arbeitszeit erst dann beginnt, wenn genügend Gäste da sind. Zudem wurden viele weitere Verstöße gegen das Arbeitsrecht, sowie häufiges Unterlaufen des Mindestlohns festgestellt.

So kann die FAU den Eindruck der NGG bestätigen. Darüber hinaus scheint gerade die ausgrenzenden ausländerrechtlichen Regelungen (z.Bsp. Lebensunterhalt muss eigenständig gesichert werden) für viele Beschäftigte Druck und Abhängigkeiten noch zu verschärfen.

Prekäre Verhältnisse sollen – gerade für Minijobber – endlich Geschichte werden!

Wir, zwei Frauen um die dreißig aus Süddeutschland- arbeiten beide seit etwa zehn Jahren in der Gastronomie. Derzeit im selben Speiselokal, in der Vergangenheit hauptsächlich in verschiedenen Bars und Kneipen. Durch unsere langjährige Erfahrung und den Austausch mit anderen in der Gastronomie Beschäftigten (der nächtliche Feierabend verbindet die Branche) können wir ein authentisches Bild von gängigen Missständen zeichnen: Wie so viele andere haben wir oft als Minijobberinnen gearbeitet. In der Regel werden in diesem Anstellungsverhältnis die gesetzlichen Ansprüche auf Urlaub, Krankengeld oder überhaupt eine vertragliche Absicherung missachtet – besonders betroffen hiervon sind migrantische KollegInnen. In vielen Betrieben wird das Trinkgeld durch die Chefs unterschlagen mit fadenscheinigen Begründungen wie der Betriebsrettung oder ähnlichem.Werden diese Zustände infrage gestellt, kann man mit der sofortigen Kündigung rechnen, meist ohne Beachtung der gesetzlichen Kündigungsfristen. Ein weiteres Problem: gerade in der Nachtgastronomie mussten wir immer wieder sexistische Übergriffe von Gästen erleben. Aus der Chefetage konnte man hierfür keinerlei Unterstützung erwarten, Glück hat wer in einem solidarischen Team arbeitet. Mittlerweile haben sich unsere Jobs verbessert, zumal wir inzwischen wissen unsere Interessen durchzusetzen. Dies konnte aber nur geschehen durch Austausch mit KollegInnen und GenossInnen. Daher wünschen wir uns, dass so ein ernsthafter Austausch in allen Betrieben zur Regel wird und sich dadurch Solidarität und Stärke innerhalb der Belegschaften entwickeln kann. Prekäre Verhältnisse sollen – gerade für Minijobber – endlich Geschichte werden. Organisiert Euch!

Über Arbeit in der Gastro reden… Lohn oder Hohn

In der Gastronomie haben wir oft mit erheblichen Missständen zu kämpfen: niedrige Löhne, unbezahlte Arbeits- und Überstunden, miserable Arbeitsbedienungen, Arbeitsrechtsverstöße wie nicht bezahltem Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Einbehaltung von Trinkgeldern, …, Personalknappheit, geringe Wertschätzung, Diskriminierungen insbesondere sexistische, rassistische.
Die Chef*innen haben dabei meist frei Hand, da sich niemand wehrt. Dies liegt einerseits an der unzureichende Kenntnis bezüglich des Arbeitsrechts und der Kampfmöglichkeiten, anderseits an der Angst vor Jobverlust oder mangelnder Konfliktbereitschaft, da der jeweilige Job nur als temporäre Zwischenstationen geplant ist. Weiter Lesen

Solidarität statt Niedriglöhne und Mietexplosion – Wer hier wirklich gegen wen kämpft

FAU-Rede zur Demo: Niemand flieht ohne Grund! Solidarität statt Asylrechtsverschärfung!

Die letzte Dekade ist geprägt von ständigen Angriffen auf die sozialen, und politischen Rechte und der Schaffung von mehr Armut und Prekarität. Die Deregulierung des Wohnungsmarktes seit Kohl, die Agenda 2010 unter rot-grün, die beschlossenen Einschränkung des Streikrechts und Handelsabkommen wie TTIP und Co. – das alles folgt demselben Muster: Die aus Kämpfen entstanden Errungenschaften für ein besseres Leben der Arbeitenden, Erwerbslosen und BürgerInnen und (nicht-)BürgerInnen werden eingeschränkt oder abgeschafft. Rechte werden restriktiver, Sozialleistungen werden gekürzt und marktförmig organisiert. Ausgrenzungen werden geschaffen und dies ist kein Betriebsunfall, sondern die Logik des Kapitalismus und dessen Krisen. Weiter Lesen