Artikel in der FAU Verteilzeitung „Direkte Aktion“ zum 1. Mai 2024
Der Beginn des 1. Mais war der Kampf um den 8-Stunden-Tag. Es wird Zeit, dass wir unsere Tradition der Forderung nach Arbeitszeitverkürzung wiederbeleben. Was damals utopisch schien – die Verringerung von 12 auf 8 Stunden pro Arbeitstag – sollte uns Mut machen, auch heute wieder für eine radikale Arbeitszeitverkürzung zu kämpfen.
Die GDL versucht aktuell die Schichtarbeit auf 35 Wochenstunden zu senken. Die der Sozialrevolution unverdächtige SPD hat die 25-Stunden-Woche in ihrem Programm. Auch in der Ökologiebewegung wird die Arbeitszeitreduktion als wichtiger Faktor für die Verhinderung des Klimakollaps und als Beitrag zur Emissionssenkung diskutiert. Bereits in „Die Eroberung des Brotes“ (1892) schrieb Peter Kropotkin, dass 4-5 Stunden pro Tag ausreichen würden, um den notwendigen Lebensunterhalt zu erarbeiten.
Was ist alles möglich wenn wir die ganzen Bullshitjobs einfach weg lassen, nicht mehr für den Mehrwert der Kapitalist:innen arbeiten und als ersten Schritt die ständigen Steigerungen der Produktivität Vergesellschaften?
Wir müssen nicht nur mehr vom Mehrwert in Form von Lohn fordern, sondern auch unsere Arbeitskraft mehr und mehr dieser Verwertung entziehen. Weniger Wochenarbeitsstunden bedeutet Gesundheitsschutz, so ist Teilzeitarbeit eine Selbstschutzmaßnahme.
In diesem Kampf müssen wir die geschlechtergerechte Verteilung von Erwerbsarbeit, Care-Arbeit, politischer, kultureller und gesellschaftlicher Arbeit umsetzen. Es geht um materiellen Wohlstand, aber auch um Zeitwohlstand für Alle. Die wenigen Bereiche, in der die 35-Stunden-Woche durchgesetzt ist (seit 1984 IGM), müssen ausgeweitet werden. 40 Jahre danach muss die 40-Stunden-Woche endlich ein Ende haben!
Gegensätzlich zu diesen Forderungen und Ideen stehen Staat und Kapital, so wird auf politischer Ebene immer wieder versucht, die Lebensarbeitszeit der Arbeiter:innen zu verlängern. Sei es durch die Erhöhung des Renteneintrittalters, die Senkung der Sozialleistungen oder die Verkürzung der Bildungswege (G8 statt G9, Bachelor statt Diplom).
Wir sollten aus den vergangenen Kämpfen lernen und Absicherungsmaßnahmen ergreifen, damit die Verringerung der Wochenarbeitszeit nicht wieder mit Flexibilisierung und Arbeitsverdichtung erkauft wird.
Die 4 Tage/Wochen Regelung, wie sie gerade diskutiert wird, bei der lediglich die gleiche Arbeitszeit auf 4 Tage verteilt wird, ist keine Arbeitszeitreduktion.
Zeit die Zeit zu politisieren!
2025 stehen gleichzeitig die Tarifauseinandersetzungen im TVöD Bund und SuE an. Dort müssen wir für eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich kämpfen. Die Babyboomer gehen in Rente, dies erhöht unsere Verhandlungsmacht Arbeitszeitreduktionen durchzusetzen. Diese Kämpfe müssen mit den Kämpfen um Care Arbeit und der Ökologiebewegung zusammengebracht werden, um eine gesellschaftliche Macht zu werden.
Weniger Wochenarbeitszeit, mehr Urlaub und Pausen! Das Ziel bleibt aber: die Abschaffung des Kapitalismus.
Peter Dreyer / Jacqueline Kirschner (FAU Freiburg) 20.03.2024
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