Genug geschuftet? Radikale Arbeitszeitverkürzung als Baustein für eine bessere Zukunft

Vortrag und Diskussion mit Lothar Galow-Bergemann

27.02.2025 | 18:30 Uhr | Mensa der Hebelschule (Engelbergerstr. 2)

Immer noch mehr Autos, noch mehr Plastik im Meer, noch höhere Finanzgebirge, noch mehr CO2. Gesundheit, Bildung und Soziales werden vernachlässigt, Wohnen und Rentensystem unbezahlbar. Die Kluft zwischen Reich und Arm wächst. Wie zum Hohn verlangen Politik und Unternehmerverbände auch noch „mehr Bock auf Arbeit“.

Doch immer mehr Menschen haben keinen Bock mehr. Sie zweifeln am Sinn ihrer Arbeit und stellen sich unter einem erfüllten Leben etwas anderes vor als jahrzehntelanges Schuften für eine Minirente mit 75. Diese Kluft zwischen den Zwängen der Kapitalverwertung und den Wünschen vieler Menschen schreit nach emanzipatorischer Intervention.

Mit der Forderung nach der Viertagewoche kommt Bewegung in die Arbeitszeitdebatte. Doch eine grundlegende Wende ist im Rahmen des Lohnsystems nicht möglich. Auch die autoritär/faschistische Welle ist auf Basis der kapitalistischen Ellenbogenwirtschaft nicht zu brechen – schließlich ist sie deren Spross.

Wir arbeiten jede Menge Bullshit. Dabei hätten wir so viel Sinnvolles zu tun. Schlüssel für humanes, geschlechtergerechtes und naturverträgliches Wirtschaften sind radikale Arbeitszeitverkürzung, gesellschaftliche Selbstorganisation und Wertewandel. Emanzipatorische Intervention muss begründen und demonstrieren, dass das gelingen kann.

Lothar Galow-Bergemann begann 1971 in der Krankenpflege zu arbeiten. Er war Personalrat im Klinikum Mannheim und im Klinikum Stuttgart und schreibt u.a. für Jungle World und emma & fritz.

TVöD Tarifrunde 2025: 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich und höhere Löhne!

Menschen auf einer GewerkschaftskundgebungFAU Flugblatt in Hinblick auf die TVöD-Tarifrunde 2025

Endlich mehr Lohn und Arbeitszeitverkürzung, statt dem Reallohnverlust der letzten Jahre?

Aktuell wird eine neue Tarifrunde für den TVöD vorbereitet. Da zum Ende des Jahres gleich mehrere TVöD Verträge (Bund, SuE, VkA) auslaufen und auch der Manteltarifvertrag gekündigt werden kann, muss das Thema Arbeitszeitverkürzung jetzt erkämpft werden. Die GDL hat gerade den Einstieg in die 35 Stundenwoche durchgesetzt. Jetzt ist der Tarifbereich TvöD dran, der einer der größten in Deutschland ist, dies auch für alle Beschäftige in diesem Sektor umzusetzen.
Das Schlechteste zuerst: die bestehenden Regelungen im SuE zur Altersteilzeit wurden abgeschafft und für die Jahre 2023 und 2024 gab es eine 14 monatige Nullrunde! Weiter Lesen

1. Mai – Warum wir heute hier sind

Flugblatt zum 1. Mai 2024

Heute, vor 134 Jahren, wurde das erstemal weltweit der 1. Mai als »Kampftag der Arbeiter*innenbewegung« begangen. Der Protest- und Gedenktag ging einher mit Massenstreiks und Massendemonstrationen. Doch wie kam es dazu?
Weniger Zeit auf der Arbeit zu vergeuden fand in der Arbeiter*innenklasse große Begeisterung, so auch in Nordamerika. 1886 streikten Arbeiter*innen für die Durchsetzung des Achtstundentages. In Chicago streikten rund 90.000 Lohnabhängige ab dem 1. Mai. Die Situation damals war sehr angespannt. Am 3. Mai wurden bei einem Polizeiangriff auf die Streikenden 6 Arbeiter getötet, zahlreiche verletzt.
Am folgenden Tag, dem vierten Streiktag, schlossen sich sehr unterschiedliche Gruppen wie Wäscher*innen, Arbeiter*innen aus Holzlagern und Leimfabriken, jüdische Herrenschneider*innen sowie Schüler*innen den Protesten an. An dem Tag warf eine Person eine Bombe vor die Polizei.
Sie riss mehrere Beamte zu Boden, woraufhin die Polizei wild in die Menge schoss. Sie erschoss um die 20 Arbeiter*innen, mindestens 67 wurden verletzt und engagierte Gewerkschafter verhaftet.
Noch in der Zelle beging Louis Lingg, in Mannheim geborener Holzarbeiter und Anarchist, Selbstmord. August Spies und Albert Parsons wurden mit George Engel und Adolph Fischer, zwei aus Deutschland zugewanderte anarchistische Arbeiter, zum Tode verurteilt und gehängt. Drei weitere inhaftierte anarchistische Arbeiter mussten vom zuständigen Gouverneur freigelassen werden, weil die Verwicklung staatlicher Stellen und der von den Konzernen bezahlten und ausgerüsteten Privatarmee der Detektei Pinketon in den Anschlag nicht zu vertuschen war. Die genauen Umstände sind bis heute nicht restlos aufgeklärt.
Wir stehen heute hier in Gedenken an die ermordeten Arbeiter, im Protest gegen die herrschenden Verhältnisse und in Solidarität mit unseren Kolleg*innen vor Ort, wie auch weltweit.