Naziterror, Türkische Invasion in Rojava, ausbreitende Klimakatastrophe… wer glaubt, 2019 seien nur schlechte Dinge passiert hat unseren Jahresbericht noch nicht gelesen!
Begonnen haben wir das Jahr mit einem Solikonzert von Paul Geigerzähler und Sarah B.
Aus dem vorigen Jahr haben wir die Lohnspiegelkampagne zur Arbeitsverhältnissen in der Freiburger Gastronomie mitgenommen, die wir 2019 beendet haben. Wenig überraschend zeigt sich dabei ein gruseliges Bild: In der Regel werden gesetzliche Ansprüche auf Urlaub, Krankengeld oder eine vertragliche Absicherung missachtet. Besonders betroffen hiervon sind migrantische Kolleg*innen. In vielen Betrieben wird das Trinkgeld durch die Chefs mit fadenscheinigen Begründungen (wie z.B. Betriebsrettung, …) unterschlagen. In einigen Fällen konnten durch solidarisches Handeln der Betroffenen aber auch Verbesserungen erreicht werden.
Aber nach dem Lohnspiegel ist vor dem Lohnspiegel. So haben wir 2019 gemeinsam mit dem Arbeitskreis kritische Sozialarbeit (AKS) eine Umfrage zu Arbeitsbedingungen in der Sozialarbeit durchgeführt. Auch hier zeigten die Ergebnisse eindeutigen Handlungsbedarf: Befristung aus sachlichem Grund wird in der Sozialen Arbeit missbraucht, die Arbeitsbelastung ist in vielen Fällen zu hoch, es fehlt an Wertschätzung und angemessener Bezahlung. Insbesondere die nur teilweise Bezahlung von Nachtbereitschaftsdiensten am Einsatzort ist ein Skandal.
Daraus haben wir Konsequenzen gezogen: Ebenfalls gemeinsam mit dem AKS haben wir einen Workshop zu widerständigem Handeln am Arbeitsplatz organisiert. Dabei ging es insbesondere darum, kollektive Handlungsfähigkeit, z.B. in Betriebsgruppen aufzubauen.
Da ein einmaliger Workshop aber bei Weitem nicht ausreicht haben wir beschlossen uns selbst längerfristig fortzubilden. Deshalb gibt es 2020 für alle Mitglieder der FAU-FR und des AKS eine längerfristig angelegte Selbstfortbildung zum Thema Organizing. Dabei eignen wir uns Fähigkeiten zum Aufbau von Gegenmacht in den Betrieben an – und wollen diese gleich praktisch zur Anwendung bringen.
Eines der wichtigsten politischen Themen 2019 war möglicherweise der Klimawandel. Unter dem Motto „Unions for Future!“ haben wir uns an verschiedenen Demonstrationen der Klimabewegung beteiligt. Dabei ist es uns besonders wichtig zu betonen, dass Klimakämpfe nicht zuletzt Klassenkämpfe sind. Die Zerstörung unserer Umwelt geht nicht einfach auf das Konto von „uns allen“, sondern wird in seiner überwältigenden Mehrheit vom globalen Kapital verursacht – während die Proletarisierten an allen Orten der Welt stets die ersten Leidtragenden von Umweltkatastrophen sind. Unser Motto ist deshalb: keine Klimapolitik ohne Arbeiter*innen! Das bedeutet zu allererst: Klimastreik ernst nehmen und in die Betriebe tragen! An mehreren Terminen haben wir nicht zuletzt deshalb auch 2019 Einführungsveranstaltungen zur Funktionsweise der FAU und zu den Prinzipien des Anach@syndikalismus angeboten.
Ein besonderes Highlight 2019 war auch die bundesweit von der FAU in Kooperation mit feministischen Gruppen organisierte Union Tour von Gewerkschafter*innen aus Indonesien und Sri Lanka, die über Kämpfe in der dortigen Textilindustrie berichtet haben.
Ausklingen lassen haben wir das Jahr mit einem überaus erfolgreichen Solikonzert von Früchte des Zorns.
Neben diesen inhaltlichen und kulturellen Aktivitäten haben wir uns natürlich das gesamte Jahr über auch mit einzelnen Arbeitskämpfen beschäftigt und uns gegenseitig bei Problemen auf der Arbeit oder beim Amt unterstützt, wie zum Beispiel im Fall eines Arbeitskonflikts bei Foodora.
Wir hoffen, dass wir das Momentum, das wir 2019 aufbauen konnten, im neuen Jahr noch ausweiten können. Dazu brauchen wir aber euch alle! Selbstorganisation lebt vom Mitmachen, also kommt zu unseren Versammlungen, bringt euch ein, denn nur gemeinsam können wir was bewirken!