Lektüre und Revolte – Der Textfundus der 68er-Fundamentalopposition

Fr. 23.11. 20 Uhr JosFritz Cafe (Wilhelmstr. 15) Eintritt 5€/3€

Die wichtigsten Schriften der „Neuen Linken“ transportierten eine radikale Unversöhnlichkeit mit dem Bestehenden und entwarfen Utopien einer anderen, herrschaftsfreien Gesellschaft. Als „Lesebewegung“ verschlangen die 68er die Befreiungstheorien von Herbert Marcuse, Marx und Mao, Alexandra Kollontai, Wilhelm Reich und Frantz Fanon. Als Teil eines „oppositionellen Theoriemilieus“ rangen sie um den richtigen begrifflichen Zugang zu Geschichte und Gegenwart der Gesellschaft, um sie radikal zu verändern. Weiter Lesen

Deliverunion – die Lieferdienst-Kampagne in alle Städte tragen

«Foodora, Deliveroo, shame on you!» rufen rund 80 Fahrradkurriere mit pinken und türkisen Rucksäcken auf ihrem Weg durch die Berliner Innenstadt. Sie fordern bessere Bezahlung, die Übernahme der Kosten für Arbeitsmittel und ein Schichtsystem, dass ihnen erlaubt, genug zu arbeiten, um über die Runden zu kommen. Weiter Lesen

Ich hätte gern eine Pizza… und eine Bedienung, die anständig bezahlt wird

„Wenn bei uns nicht genügend Gäste in der Bar sind, werden unsere Arbeitsstunden nicht gezählt“, berichtet die Barkeeperin Karin S.* aus Freiburg. Sie ist nicht die Einzige …“

*Name von der Redaktion geändert.

In der Gastronomie haben wir oft mit erheblichen Missständen zu kämpfen: niedrige Löhne, unbezahlte Arbeits- und Überstunden, miserable Arbeitsbedingungen, Arbeitsrechtsverstöße, wie keinen bezahlten Urlaub und fehlende Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Einbehaltung von Trinkgeldern, Personalknappheit, geringe Wertschätzung, Diskriminierungen – insbesondere sexistische und rassistische. Weiter Lesen

Heute fange ich an weniger zu arbeiten – Schritte gegen zu wenig Lohn für zu viel Lebenszeit

Lohnarbeit ist ein bestimmender Umstand dieser Gesellschaft. Wir verbringen sehr viel Zeit damit, diese können wir auch zur politischen Arbeit nutzen um das Verhältnis von Arbeit und menschlicher Emanzipation beackern.
An diesem Abend wollen wir gemeinsam mit euch einen bunten Strauß an Möglichkeiten der individuellen, kollektiven und politischen Intervention in die Lohnarbeitswelt vorstellen und mit euren Erfahrungen vielleicht auch Neues gegen prekäre Jobs, Arbeitsverdichtung und Lohnarbeit entwickeln.
Denn alleine ist es meist schwieriger, Forderungen zu stellen oder Verbesserungen zu bewirken. Deshalb ist es besser wenn du dich mit deinen Kolleg*innen zusammenschließt. Oft setzt es doch längere Prozesse voraus, bis Leute bereit sind Maßnahmen gegen ihre „Übergebenen“ (Vorgesetzten) zu ergreifen. Auch wenn ihr erst mal Angst vor einer Auseinandersetzung habt oder sich organisieren nach viel Arbeit klingt, denkt daran: Der Arbeitstag mag vorbeigehen, den Stress nehmt ihr aber mit in den Feierabend.
In diesem Sinne: „Das Recht auf Wohlstand ist die soziale Revolution, das Recht auf Arbeit ist günstigenfalls ein industrielles Zuchthaus.“ Peter Kropotkin

Do. 03. Mai 20-22 Uhr grenzenlos (Adlerstr. 12 – Grether-Gelände)

Der Kampf gegen die (Lohn)Arbeit macht Arbeit! (.pdf)

Sacco und Vanzetti

Mo. 18.06. 20 Uhr | Sacco und Vanzetti | aka Filmclub KG II Raum 2006

Peter Millers Dokumentarfilm, der seit letztem Jahr (2017) in deutscher Übersetzung vorliegt, erzählt die Geschichte der beiden italienischen Migranten und Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti, die 1920 in den USA wegen Raubmordes angeklagt und – nach einem fragwürdigen, von politischen und rassistischen Vorurteilen geprägten Prozess – am 23. August 1927 in Boston hingerichtet wurden. Im Film werden Sacco und Vanzettis Gefängnisschriften mit Interviews und historischem Filmmaterial verwoben.
Die Geschichte um Sacco und Vanzetti ist weltbekannt und dabei aus mehreren Gründen interessant: Nicht nur handelte es sich um zwei Arbeiteraktivisten, die Opfer der US-amerikanischen Klassenjustiz wurden und Parallelen zu Fällen wie jenem von Mumia Abu-Jamal und Leonard Peltier aufscheinen lassen, sondern der Fall gewinnt auch deswegen an Aktualität, weil es sich um Arbeitsmigranten handelte. So schreibt Bartolomeo Vanzetti in einem Brief aus dem Gefängnis: „Warum wurden alle meine Zeugen, einfache Leute, die nur die einfache Wahrheit sagen wollten, über die Achsel schief angesehen und ausgelacht? Ihren Worten wurde nicht geglaubt, denn sie waren ja auch nur Ausländer… die Zeugenaussagen von Menschen sind glaubhaft – aber von Ausländern… bah!“ Doch es gibt noch einen weiteren entscheidenden Punkt: Die für heutige Verhältnisse schier unglaubliche und strömungsübergreifende linke Solidarität: In der Weimarer Republik waren die Proteste für Sacco und Vanzetti eine der seltenen gemeinsamen Aktionen von Kommunist*innen, Anarchist*innen und Syndikalist*innen – gemeinsam konnten sie 100.000 Menschen in Berlin mobilisieren. Die größten Demonstrationen für Sacco und Vanzetti fanden in Frankreich und im bereits faschistischen Italien statt. 24-stündige Generalstreiks gab es u.a. in New York, in Montevideo und in zahlreichen Städten Süd- und Mittelamerikas. Die globalen Unruhen angesichts der empfundenen (und tatsächlichen) Ungerechtigkeit ließen selbst die Aktienkurse fallen.
Und so zeigt uns der Fall „Sacco und Vanzetti“ auch ein eindrückliches Beispiel von internationaler Solidarität.