Studierendenwerk Freiburg entlässt studentische Hilfskräfte wegen Corona

Das Studierendenwerk Freiburg (SWFR) verschickte in der Woche vor Pfingsten ohne Vorwarnung Kündigungen an studentische Beschäftigte, die in der Mensa oder den Cafeterien der Uni arbeiten.

Laut dem Studierendenwerk soll ab dem 15.6. wieder der Mensabetrieb in eingeschränkter Form aufgenommen werden. Trotzdem liegen der Gewerkschaft FAU Freiburg mehrere Kündigungen unter Verweis auf die aktuelle Corona-Situation vor. „Wir wurden plötzlich angerufen, dass wir ab dem nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit kommen sollten“, erklärt Johannes Roberti (Name geändert), ein Mitglied der FAU Freiburg, das mehrere Jahre bei der Mensa gearbeitet hat. Die Beschäftigten seien im Unklaren darüber gelassen worden, ob sie weiterarbeiten und Lohn erhalten würden. Dann kam die Kündigung. Bereits vor Corona seien die Arbeitsverhältnisse unsicher gewesen. So erklärt Roberti, dass er über einen sogenannten „Nullstundenvertrag“ angestellt worden sei und jeweils wenige Tage im Voraus erfahren habe, wie viele Stunden er in der jeweiligen Woche arbeiten würde. „Sowohl die Kündigung, als auch die Beschäftigungsverhältnisse selbst zeugen von äußerst prekären Bedingungen, die im krassen Gegensatz zum gemeinnützige Anspruch des Studierendenwerks“ so Bernd Bratch, aus dem Sekretariat Öffentlichkeitsarbeit der FAU Freiburg. Auch über einen Sozialplan, der in Fällen betriebsbedingter Kündigungen üblich ist, liegen weder den Gekündigten noch der Gewerkschaft Informationen vor. Das sei insbesondere deshalb problematisch, erklärt Bratch, da die prekäre Beschäftigungsform Minijob auch dazu führe, dass die Gekündigten nun kein Kurzarbeitergeld beantragen können. Roberti, der sein Studium mit dem Mensa-Job finanziert hat, sieht in der aktuellen Corona Situation vor großen Schwierigkeiten, an einen neuen Job zu kommen.

Die FAU Freiburg ruft weitere Betroffene der Kündigungen auf, sich unter faufr-kontakt@fau.org zu melden, um sich gemeinsam gegen die Zumutungen zu wehren.

Bevor die Krise so richtig einschlägt: Jetzt eure gewerkschaftlichen Verhältnisse regeln!

Pressespiegel:

Keine Einsparungen im Sozialbereich! – Stoppt die Befristungs-Praxis in der sozialen Arbeit!

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen treffen im besonderen Maße die soziale Arbeit und ihre Klient*innen, seien es Wohnungslose, Geflüchtete, Kinder mit besonderem Bedarf, Familien in prekären Verhältnissen und viele Andere.
Sozialarbeiter*innen bemühen sich nach Kräften diesen Menschen eine Hilfestellung zu geben und arbeiten dabei selbst oft in prekären Bedingungen.

In einer Umfrage des aks (Arbeitskreis Kritische Soziale Arbeit) und der FAU Freiburg haben rund 35% der Befragten angegeben nur befristet angestellt zu sein. Manche Rückmeldungen deuteten darauf hin, dass insbesondere die Befristungen mit Sachgrund von Trägern missbraucht werden – mit den entsprechenden Konsequenzen für die Beschäftigten: Sie werden angestellt, wenn es viele Aufträge gibt, bleiben die Zuwendungen von Stadt- und Landkreis (z. B. aufgrund von möglichen Einsparungen aufgrund der Corona Pandemie) aus, fällt oft auch der vertraglich festgelegte Sachgrund weg und man wird gekündigt. Das gesamte unternehmerische Risiko tragen somit die Beschäftigten.

Zwei aktuelle Beispiele unserer Mitglieder verdeutlichen dies: Weiter Lesen

Stress auf der Arbeit wegen Corona? Wir unterstützen uns gegenseitig!

 

Im Rahmen der Corona-Krise kommt es zu zahlreichen, teilweise rechtswidrigen Zumutungen gegenüber Arbeiter*innen und Erwerbslosen: Kündigungen, Zwangsurlaub, Kürzungen des Arbeitsumfangs oder des Lohns, gefährliche Arbeitsbedingungen etc. Dagegen gehen wir vor, indem wir mit rechtlichen Infos und praktischer Solidarität Unterstützung für Betroffene anbieten – denn zusammen kann man mehr erreichen!
Wir sind eine Arbeitsgruppe, die als Kooperation der FAU Freiburg mit CoronaSoli Freiburg entstanden ist. Unser Angebot ist keine professionelle Rechtsberatung, sondern politische Solidaritätsarbeit auf freiwilliger Basis. Wir unterstützen gerne mit kurzfristiger persönlicher Beratung, unser Ziel ist aber eine Struktur gegenseitiger Hilfe, in der sich alle nach ihren Möglichkeiten einbringen.

 

Meldet euch unter arbeit[ät]corona-solidaritaet.de mit einer kurzen Beschreibung des Problems und im Idealfall mit einer Telefonnummer, dann melden wir uns so schnell wie möglich mit Unterstützung.

Bevor die Krise so richtig einschlägt: Jetzt eure gewerkschaftlichen Verhältnisse regeln!

Die Corona-Krise verändert die Welt. Überall kämpfen Kolleg_innen des medizinischen Personals heute mit prekären Mitteln um das Leben von Patient_innen. Der Ausverkauf der Gesundheitssysteme in den letzten Jahren fordert heute die Leben tausender. Noch viel mehr Menschen gehen wirtschaftlich und emotional ungewissen Zeiten entgegen.

Die letzte Krise ist noch nicht lange her, ihre Folgen sind heute noch überall zu spüren. Die neue Krise die uns nun bevorsteht wird vermutlich ebenso schlimm, wenn nicht schlimmer als die letzte.

Es werden nicht “nur” weiterhin viele Menschen an dem Virus erkranken und sterben. Wir werden auch nicht “nur” in unseren physischen Kontakten oder in der Nutzung des öffentlichen Raums eingeschränkt sein. Was wir außerdem erleben werden, wird höchstwahrscheinlich ein weiterer Abbau der Sozialsysteme sein, eine Ausweitung der unsicheren Beschäftigungsformen, mehr Druck bei staatlichen Transferleistungen, eine Einschränkung der Arbeits- und Bürger_innenrechte, eine Ausweitung von Überwachung und Strafe. Nicht unwahrscheinlich ist, dass dies begleitet sein wird von nationalistischem Populismus und einer allgemeinen Hetze gegen Migrant_innen und Erwerbslose sowie der Verschärfung sexistischer Herrschaft und Gewalt.¹ Vieles davon geschieht bereits.

Es gilt JETZT die aktuelle Krise, die Ausnahmesituation und den damit einhergehenden Diskussionsraum zu nutzen, um sie in eine Phase der Emanzipation, der Klassenkämpfe und des Kampfes um Selbstbestimmung zu verwandeln. Schaffen wir das nicht, stehen uns düstere Jahre bevor.

Wir rufen aus diesem Grund dazu auf, dass sich alle Menschen, denen Solidarität und Selbstbestimmung wichtig sind, spätestens jetzt in Basisgewerkschaften organisieren. Ob es gelingen kann, die bevorstehende Massenarmut, Zwangsräumungen und Verschärfung der politischen Situation abzufedern oder gar utopisch zu wenden hängt von einigen Rahmenfaktoren ab: Streikkassen, bundesweite und internationale basisdemokratische Informations- und Entscheidungsstrukturen, Sammlung von arbeits- und sozialrechtlichem KnowHow und schlicht der schieren Größe und Mobilisierungsfähigkeit emanzipatorischer Akteur_innen. Basisgewerkschaften bilden dafür ein wichtiges Rückgrat, ebenso wie Antirepressions-Organisationen. Nach Möglichkeit sollten wir alle in ihnen Mitglied sein.

Unterstütze deshalb bitte unsere Arbeit, werde Gewerkschaftsmitglied!

Es kommt nicht darauf an ob du Geld oder Zeit hast, wir freuen uns, mit dir zusammen zu stehen!
Mit uns organisieren sich nicht nur klassische Arbeiter_innen aller Branchen, sondern auch Erwerbslose, Schüler_innen, Studierende, Azubis, Rentner_innen, Soloselbstständige uvm.

 

¹ Beispiele: Aktuell wird versucht den 8h-Tag auszuhebeln, die Höchstarbeitszeit soll nicht nur auf 12h/Tag und 60h/Woche angehoben, sondern gleichzeitig die Ruhezeiten von elf auf neun Stunden verkürzt werden können, Frauenhäuser in China erleben seit den Chorona-Maßnahmen teilweise eine verdreifachte Fallzahl, in den letzten Wochen erlebten wir politische Versuche massenhaft auf Handydaten von Bürger_innen zurück zu greifen, der Einsatz von Drohnen wurde deutlich erhöht, jeder öffentliche Protest, auch einzeln in Autos oder mit Transparenten ohne Menschen wurde durch die Polizei unterbunden. Auch die Tatsache, dass in den griechischen Lagern der Tod hunderter Geflüchteter durch die Katastrophale Lagerunterbringung und das Kippen Ungarns in eine Diktatur einfach hingenommen werden, stützt unsere Vermutung.

Corona Solidarität

Bis auf weiteres werden erst einmal alle unsere Treffen und Veranstaltungen ausfallen. Das allgemeine Sekretariat bleibt weiterhin erreichbar.

Es gibt nun auch für Freiburg Gruppen, die Nachbarschaftshilfe organisieren/ koordinieren. Werdet Mitglied wenn ihr helfen wollt. Zudem könnt ihr Aushänge in euren Häusern machen.

Webseite: freiburg.corona-solidaritaet.de

Telegram: https://t.me/corona_soli_fr

FB: https://www.facebook.com/coronafr

E-Mail: freiburg[at]corona-solidaritaet.de

Hilfe-Telefon von 11 Uhr bis 13 Uhr: +49 761 488 98 764

Arbeitsrechtliche Infos: jena.fau.org/corona

Lasst uns diese Solidaritätsstrukturen weiter ausbauen und dauerhaft aufrecht erhalten!

Bleibt Gesund und organisiert gegenseitige Hilfe!